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Was füttere ich meinem Hund?!

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Hundefutter... Welches ist gut? Kann ich den Werbeversprechen glauben? Auf was kommt es an und was braucht eigentlich mein Hund?

Jeder der sich entscheidet sein Leben mit einem Hund zu teilen, wird mit diesen oder ähnlichen Fragen konfrontiert. Egal wohin ihr euch wendet, an Freunde, Trainer, Fachgeschäfte oder das Internet... es scheint, als ob jeder eine andere Meinung dazu hat und du fühlst dich danach genauso schlau wie davor. So ging es mir zumindest.

Ich wollte ein möglichst gutes und natürliches Futter , was meinen Hund stärkt und ihn nicht auf Dauer krank macht.

Je mehr ich mich mit den verschiedenen Futtermitteln und Firmen auseinandergesetzt habe, desto mehr habe ich mich von der Futtermittelindustrie hintergangen gefühlt. Ich habe das Gefühl, vielen Firmen geht es vor allem um einen guten Gewinn und nicht um das Wohl unserer Tiere. Viele suggerieren uns ein besonders natürliches und hochwertiges Futter anzubieten, sieht man jedoch genauer hin steckt dieses voller Abfälle, Füllstoffe und Aromen.

In der Ausbildung zur Hundeernährungsberaterin habe ich unter anderem gelernt, die "Deklarationstricks" der Hersteller zu durchschauen und tatsächlich gutes Futter von lediglich gut beworbenem Futter zu unterscheiden.

Dabei ist es egal ob ihr eurem Hund Trockenfutter, Dosen-Nassfutter oder selbst zusammengestellte Rationen anbietet. Ich denke, da muss jeder für sich selbst den passenden Weg finden, der zum Alltag und dem jeweiligen Hund passt. Ich versuche nichts zu verteufeln oder zu verallgemeinern, sondern mit den gegebenen Möglichkeiten dem Hund eine gute Mahlzeit zu geben.

Um euch die Qual der Wahl zu erleichtern, oder vllt euer Futter daheim genauer unter die Lupe zu nehmen, hab ich hier einige Tipps für euch. Damit habt ihr ein paar Kriterien um die Qualität des Futters besser einschätzen zu können.

(Ob das Futter von der Energie-, Vitamin- und Mineralversorgung zu eurem Hund passt, empfehle ich trotzdem einmal professionell berechnen zu lassen, um fütterungsbedingte Mängel oder Überschüsse auszuschließen.)

Da beim selber kochen oder barfen eher Fehler bei der Zusammensetzung der Ration passieren und nicht beim Kauf der einzelnen Komponenten, beziehen sich die Tipps eher auf Fertigfuttermittel.

  • Alleinfutter, Einzelfutter oder Ergänzungsfutter?

Sobald ein Hersteller "Alleinfutter" auf seine Dose/seinen Sack schreibt, verspricht er alle wichtigen Mineralstoffe und Vitamine mit diesem Futter abzudecken, ohne dass der Besitzer ein weiteres Präparat zufüttern muss. Auf Reinfleischdosen beispielsweise darf deshalb nur "Ergänzungsfutter" stehen, da ein Hund auf Dauer Mangelerscheinungen hätte, wenn keine weitere Komponente zugefüttert werden würde. Zu Ergänzungsfutter zählen auch Vitamin- und Mineralzusätze oder Leckerlies. Einzelfuttermittel sind dagegen zum Beispiel Ochsenziemer, also getrocknete Knabbersachen.

  • In was unterscheidet sich ein Futter "mit" Rind von "reich an" Rind oder einer Rinder-"Mahlzeit/Dinner/Menü/Topf"

Ich bin recht am Anfang meiner "Futterecherchen" etwas stutzig geworden, als auf einem Nassfutter "mit" Rind vor allem Huhn zu finden war (was meine Hündin leider nicht verträgt). Hätte ich auf die Futterbezeichnung blind vertraut, hätte ich mich gewundert, wieso meine Hündin das Futter nicht verträgt.

Der Gesetzgeber schreibt jedoch vor, dass bei einem Futtermittel "mit" Rind lediglich 4% Rind enthalten sein muss. Der restliche Fleischanteil darf sich auch aus anderen Tieren zusammensetzen. Bei einem Futter "reich an" Rind muss der Anteil schon bei immerhin 14% liegen und bei einem Rinder-"Menü" liegt der gesetzlich vorgeschriebene Anteil Rind bei 26%.

Wenn ihr also wisst, dass euer Hund eine Tierart nicht gut verträgt, schaut gut auf den Titel und vor allem die Zutatenliste, was tatsächlich enthalten ist.

  • Inhaltstoffe - was steht an erster Stelle?

Wie viele von euch sicher wissen steht bei den Inhaltsstoffen das, was prozentual am meisten enthalten ist an erster Stelle.

Bei Trockenfutter lege ich Wert darauf, dass Fleisch an erster Stelle steht und nicht Getreide, welches ich nicht unbedingt im Futter benötige.

Bei Nassfutter sollte egal ob Reinfleischdose oder Alleinfutter, auch Fleisch an erster Stelle stehen.

  • Der Unterschied zwischen Gruppendeklaration und offener Deklaration

Bei einer Gruppendeklaration werden Inhaltstoffe mit Oberbegriffen zusammengefasst. So schreibt der Hersteller zum Beispiel "Gemüse" statt "Karotten, Pastinaken, Sellerie". Er kann allerdings auch "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse" schreiben, statt euch genau zu sagen welches Fleisch er verarbeitet hat, mehr dazu im nächsten Punkt.

Verwendet der Hersteller die offene Deklaration, führt er dir genau auf was er im Futter verwertet hat, teilweise sogar mit Prozentangaben. Dadurch lässt sich leichter nachvollziehen was wirklich im Futter steckt und bei Bedarf lässt sich auch besser ausrechnen, wie gut das Futter den Bedarf des Hundes abdeckt.

  • Was steckt hinter der Bezeichnung "Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse"?

"Alle Fleischteile geschlachteter warmblütiger Landtiere, frisch oder durch ein geeignetes Verfahren haltbar gemacht sowie alle Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Tierkörpern oder Teilen von Tierkörpern warmblütiger Landtiere" - so lautet die Definition im Futtermittelrecht und bedeutet übersetzt, dass alles was bei der Schlachtung so abfällt, (wie zum Beispiel Schnäbel, Krallen, Hufe, Hörner, Euter,...) mit ins Futter kann.

Diese "Abfälle" dienen als günstige Proteinquelle, die allerdings keinen Mehrwert für unsere Haustiere hat. Deshalb bevorzuge ich Futter, auf dem ganz klar "Fleisch" steht und am besten auch noch der prozentuale Anteil von Muskelfleisch und Innereien aufgeschlüsselt ist. Dadurch kann man vermeiden, seinem Hund "bewusst" Abfälle zu füttern. (Was der Hersteller letzten Endes verwertet werden wir leider nie zu 100% wissen.)

  • Verdickungs- und Geliermittel

Wenn ein Nassfutter schnittfest ist und keine Flüssigkeit um die Fleischstücke hat, bzw wenn das gewolfte Fleisch eine homogene Masse ist, dann wurden meist Gelier- oder Verdickungsmittel eingesetzt. Das ist an sich nicht schlimm oder gesundheitsbedenklich. Alerdings reagieren einige Hunde auf bestimmte Verdickungsmittel wie Cassia Gum allergisch (meist mit Durchfall), weshalb es gut ist darüber Bescheid zu wissen. Die meisten Hersteller schreiben auf ihre Dosen nicht welche Verdickungsmittel sie verwenden. Ich habe es auch schon erlebt, dass selbst auf Nachfrage nicht zugegeben wurde, dass eines verwendet wurde geschweige denn welches.

Wenn also ein Futter nicht vertragen wird, lohnt es sich auch mal beim Hersteller nachzufragen welches Verdickungsmittel verwendet wird, um auszuschließen dass der Hund nur darauf reagiert und nicht auf das Fleisch. Bei vielen Futtermitteln gibt es hierzu sicher auch schon Infos im Internet.

  • Trockenfutter

Bei Trockenfutter ist es sehr wichtig den tatsächlichen Energiebedarf und die daraus resultierende Tagesration berechnen zu lassen. Die Herstellerangaben stimmen leider häufig nicht, was zu übergewichtigen, hyperaktiven oder sogar aggressiven Hunden führen kann.

Da Trockenfutter ein Konzentrat ist, braucht der Hund nicht viel davon. Da die Ration für den Menschen so wenig aussieht, wird aber gern mal mehr gefüttert oder vom Hersteller mehr empfohlen, was durch den hohen Proteinanteil oben genannte Negativfolgen haben kann, je nach Auslastung des Hundes.

Das zweite Problem sind Futtermilben, die bei der Lagerung von Trockenfutter häufig anzutreffen sind und durch ihre toxischen Ausscheidungen Allergien beim Hund verursachen können. Deshalb unbedingt auf hygienische Lagerung in geschlossenen Behältern achten und keine zu großen Mengen auf einmal kaufen, die dann lange stehen.

Ich empfehle, wer seinem Hund gerne Trockenfutter füttern möchte, sollte auf die oben genannten Punkte achten, für ausreichend Wasserzufuhr sorgen und Frischfuttertage einführen, an denen der Hund mehr "Masse" zu fressen hat. (Durch die Konzentration von Trockenfutter wird hier nur etwa 1% des Körpergewichtes gefüttert, wohingegen bei Nassfutter etwa 2% des Körpergewichtes gefüttert werden. Das ist bei einem 35 kg-Hund die doppelte Futtermenge.)

 

Und wer sich nun fragt was ich mittlerweile fütter, ich gebe von allem etwas ;). Meine Hündin bekommt als Leckerli im Training ein hochwertiges Trockenfutter, wenn wir mal verreisen hab ich immer ein paar Dosen Nassfutter daheim und im Alltag bekommt sie rohes Fleisch mit Gemüse und natürlichen Zusätzen, die ihren Bedarf decken.

Kommentare: 2
  • #2

    Rani (Samstag, 22 Dezember 2018 18:24)

    Nein, das ist eine typische Enrico-Antwort und sicher ein ausgewogener Happen für den Hund ;-)

  • #1

    Enrico (Sonntag, 16 Dezember 2018 20:57)

    Wenn ich gefragt werde ob der beißt, und ich antworte: „ der schluckt am Stück“, ist das zu ehrlich? �