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Ein häufig unterschätztes Thema - Hufpflege

Hufe müssen ausgekratzt werden und alle 6 Wochen kommt der Hufschmied und macht neue Hufeisen drauf.

Das war alles was mir als Jugendliche in der Reitschule über Hufe vermittelt wurde. Was ich an der Hufstellung erkennen kann, dass es auch Huforthopäden gibt, dass Pferde nicht unbedingt Eisen benötigen, was bei einer Hufbearbeitung alles beeinflusst werden kann und was es für Auswirkungen auf den ganzen Pferdekörper haben kann, wenn die Hufe zu lange gar nicht bearbeitet werden, das hat mir lange keiner erzählt.

 

Fangen wir an bei der Frage, braucht mein Pferd Hufeisen oder nicht? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Generell kommt es auf die Nutzung des Pferdes an und den Pferdetyp. Wie stark ist die Abnutzung der Hufe oder anders gefragt - Wieviel wird es bewegt und auf welchem Untergrund läuft es hauptsächlich? Wie empfindlich sind die Hufe meines Pferdes (Gut zu sehen, wenn Pferde ohne Eisen "fühlig" sind, also Schotter und spitze Steine meiden und darauf laufen, wie wenn wir barfuß über Schotter gehen)?

Anhand dieser Fragen kann sich jeder selbst an das Thema herantasten und herausfinden, ob das eigene Pferd Eisen benötigt.

Aus physiotherapeutischer Sicht befürworte ich es,  Eisen soweit es geht zu vermeiden. Ein Huf weitet sich bei jedem Auftreten und pumpt durch diese Bewegung Blut und Lymphflüssigkeit wieder das Bein hoch. Diese "Hufpumpe" sorgt für optimale Versorgung von Sehnen und Gelenken und ist auch der Grund für dicke Beine nach längeren Stehphasen.

Durch Hufeisen wird dieser Mechanismus stark eingeschränkt (je nach Anzahl der verwendeten Nägel mehr oder weniger) und zudem wird der Stoß auf die Gelenke beim Auftreten durch Eisen erhöht, was zu höherem Verschleiß führen kann. Deshalb empfehle ich, wenn das Pferd zum Beispiel nur beim Ausritt auf Schotterwegen fühlig läuft und sonst gut ohne Eisen zurecht kommt, Hufschuhe zu verwenden.

 

Rufe ich besser eine Hufschmied oder einen Huforthopäden? Ich wusste lange nicht, dass es überhaupt noch andere Hufbearbeiter als Schmiede gibt. Doch gerade durch den "Barhuftrend" werden diese immer bekannter. Generell kann man nicht sagen was von beidem besser ist.

Ich habe zu Reitschulzeiten Schmiede erlebt, die nur Ausgeschnitten und dadurch etwas nachwachsendes Horn weggenommen und dann wieder Eisen auf den Huf genagelt haben. Aber ich durfte mittlerweile auch schon Schmiede erleben, die sich das Pferd vorführen lassen, den Huf beurteilen und dann entsprechend korrigieren. Und es gibt auch immer mehr Schmiede, die nicht aus Prinzip jedem Pferd Eisen drauf nageln, sondern sich vorher anschauen ob sie benötigt werden.

Genauso gibt es Huforthopäden, die extreme Theorien verfolgen, kein fundiertes Wissen haben und Hufe "verschneiden". Aber es gibt auch die gut ausgebildeten Hufbearbeiter, die sehr engagiert und in der Lage sind, selbst starke Fehlstellungen zu korrigieren.

So kommt es im Grunde nicht auf den Titel beziehungsweise die dahinter stehende Ausbildung, sondern das Individuum an.

Hier ein paar Kriterien an denen ihr erkennen könnt, ob euer Hufbearbeiter/Schmied gut ist. Er sollte sich zumindest beim ersten Besuch euer Pferd vorführen lassen, auf die individuelle Hufstellung eingehen und jedes mal aufs neue schauen, wie sich der Huf entwickelt hat. So könnt ihr davon ausgehen, dass Fehlstellungen frühzeitig erkannt und korrigiert werden.

Ich hatte das Glück, bei meinem alten Pferd mit schiefen Hufen an eine sehr gute und engagierte Huforthopädin geraten zu sein. Sie hat den Huf von allen Seiten sehr genau angeschaut, auch während der Bearbeitung immer wieder von weiter weg kontrolliert und genau die Grenzen ihrer Arbeit gekannt. Dadurch hat sie viel seiner Fehlstellung korrigieren können und aber nie zu viel auf einmal verändert, um in seinen arthrotischen Gelenken nicht zu viel Reiz über die neue Stellung auszulösen.

 

Doch was kann ich eigentlich alles am Pferdehuf erkennen, auf was kann ich achten und was ist bei der Pflege zu beachten?

Wenn ihr euch die Hufe eures Pferdes mal genauer anschaut, könnt ihr verschiedene Dinge entdecken.

Ihr könnt bei manchen Pferden sehen, dass das Horn nicht gleichmäßig ist. Es sind wulstige Ringe erkennbar, die auf Veränderungen im Futterplan hindeuten (Bei meinem Pferd konnte man damals deutlich den Stallwechsel erkennen und die Huforthopädin konnte anhand der Ringe sogar sagen wie lang dieser her war.).

Ihr könnt euch von der Seite anschauen, wie steil jeder einzelne Huf ist wenn das Pferd geschlossen steht. Meist sind die Vorderhufe nicht ganz gleich und die Hinterhufe sind meist flacher, als die Vorderen. Es gibt dabei keine "richtige Steigung", denn letzten Endes kommt es darauf an, dass der Huf mit dem Bein bis zum Fesselgelenk in einer Linie ist (siehe Foto). Ist der Huf steiler oder flacher, wird diese Linie "gebrochen" und man könnte kein Lineal von der Hufspitze bis zum Fesselgelenk auflegen. Dies sollte man wenn möglich auf Dauer korrigieren lassen. Das zeugt entweder von einer einseitigen Belastung (was dann von einem Tierarzt oder Osteopathen gecheckt werden sollte), oder ist durch schlechte Hufbearbeitung entstanden.

Auch von vorne könnt ihr alle vier Hufe auf ihre Symmetrie hin beurteilen und daran auch wieder erkennen, wie euer Pferd die Hufe belastet. Dort wo mehr Belastung ist, wird das Hornwachstum vermehrt angeregt und die Hufwand dadurch steiler.

Auch Risse und Spalten müssen nicht durch Trockenheit des Hufes entstehen, sondern können die Folge einer erhöhten Spannung im Horn an dieser Stelle sein. Diese Spannung kann durch ungleichmäßige Druckverteilung entstehen. Durch korrekte und regelmäßige Hufbearbeitung lassen sich solche Risse vermeiden, indem der Huf dem entsprechen angepasst wird.

Das sind ein paar von vielen Punkten, die ihr an den Hufen eurer Pferde beabachten könnt, wenn ihr mehr über das Gangbild eures Pferdes herausfinden wollt. Hier zeigt sich ob ein Pferd zun Beispiel ein Bein leicht schont (das muss sich noch nicht in einer Lahmheit zeigen).

 

Falls ihr das Bedürfnis habt, die Hufe eurer Pferde zu pflegen habe ich einen Tipp für euch. Ihr könnt die Hufe und das Hornwachstum am besten über die Ernährung und ausreichende Mineralienversorgung unterstützen. Wenn ihr auch gerne von außen pflegen wollt, fettet die Hufe wenn sie nass sind, oder wässert sie vorm Einfetten. Wenn ihr einen trockenen Huf fettet, schließt ihr die Trockenheit im Huf ein. Wässert ihr den Huf davor, wird das Wasser im Huf gehalten und befeuchtet ihn so.

 

Zu guter Letzt die Frage, die zu mir als Osteopathin führt. Was hat es für Auswirkungen, wenn Hufe gar nicht oder schlecht bearbeitet werden?

Zunächst einmal, ja Hufbearbeitung ist notwendig. Unsere Hauspferde nutzen ihre Hufe im Alltag meist zu wenig und ungleichmäßig ab. Wir kennen alle die Bilder von verwahrlosten Pferden mit viel zu langen Hufen als Extrem, was ohne Hufbearbeitung passieren kann.

Zudem hat ein "schiefer" Huf Auswirkungen auf die Gesundheit der Gelenke. Die Gelenkspalten werden nicht mehr gleichmäßig belastet und verschleißen dadurch schneller. Wenn Schmerzen entstehen, fängt das Pferd an zu entlasten und dadurch die andere Seite auf Dauer zu überlasten. Auch entstehen Verspannungen, die durch die Muskelketten Auswirkungen auf den ganzen Körper haben.

Wenn wir lange ein gut gelauntes, gesundes Reitpferd an unserer Seite möchten, versuchen wir diesen Teufelskreis zu vermeiden.

Deshalb ist es so wichtig regelmäßig fachkundige Menschen für die Hufgesundheit zu engagieren.

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